21. Mai 2025
"Wer ist gekommen, um etwas über die neuen Alzheimer-Medikamente zu erfahren?" Mit dieser Frage startete Prof. Fellgiebel seinen "Medizin im Dialog"-Vortrag "Frühe Diagnose und Therapie bei Demenz". Lecanemab machte er dabei zum Thema - es ist ein Medikament, das bei Menschen, die sich in einem frühen Stadium der Erkrankung befinden, den Verlauf verlangsamen kann (über einen Anwendungszeitraum von 18 Monaten können ca. 5 bis 7 Monate "gewonnen" werden). Nicht außer Acht zu lassen sind dabei die Nebenwirkungen, der relativ kurze Studienzeitraum sowie die relativ kleine Anzahl an Personen, bei denen es zum Einsatz kommen kann. Nicht nur die körperliche Verfassung ist ausschlaggebend, sondern auch die zeitintensiven Behandlungen mit Infusionen an sich samt Sicherheitsmonitoring und eine umfassende therapeutische Begleitung, die gegeben sein muss. Denn die Vergesslichkeit sei trotzdem da, so Prof. Fellgiebel. Das bedarf der Einbeziehung von Angehörigen und ein professionelles Netz der Unterstützung.
Ganz besonders in den Fokus nahm er aber noch einen anderen Aspekt: Prävention sei ganz entscheidend, betonte er. Tatsächlich gibt es "Lifestyle-Faktoren", die ca. ein Drittel des Demenzrisikos ausmachen und durchaus modifizierbar sind. Wichtig seien körperliche und geistige Aktivität, die Reduktion des Gefäßrisikos, ein soziales Netz, eine gesunde Ernährung, etwa eine mediterrane Diät, die Reduktion von chronischem Stress und Übergewicht, das Wahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen für einen guten gesundheitlichen Zustand, eine gute Hörfunktion (wenn nötig dank eines Hörgerätes) und saubere Luft. Das sei nicht zu unterschätzen. "Tun kann man ganz viel." Gegen genetische Faktoren komme man nicht an, sagte er. Aber die aktuelle Studienlage zeige, dass ein gesunder und aktiver Lebensstil positive Auswirkungen hat und Verläufe verlangsamen kann.
Letztlich ginge es darum, Demenz früh zu diagnostizieren, Zeit zu gewinnen, um den Verlauf positiv zu beeinflussen und einen Rahmen für die Demenzversorgung zu schaffen - mit Angehörigen, mit regionalen Versorgungsnetzwerken und mit so wenig Stress wie möglich, um sowohl für Patient:innen als auch für deren Angehörigen die Lebens- und Versorgungsqualität zu verbessern.
Prof. Fellgiebel ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, ein Experte auf dem Gebiet der Demenzforschung, -diagnose und -behandlung und Präsident der Deutschen Akademie für Gerontopsychiatrie und -Psychotherapie (DAGPP) e.V.
Das Video zum Vortrag finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=6ZvvrHI2Ueo