Neues Unterstützungsprojekt am ELISABETHENSTIFT: Eine Chance für das Demenz-Versorgungsnetzwerk in der Region

Forschungsprojekt living@home setzt auf Begleitung pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz durch Pflege-Expert:innen

Menschen mit Demenz stellen einen Großteil der Pflegebedürftigen in Deutschland dar. Viele von ihnen wünschen sich, so lange wie möglich zu Hause versorgt zu werden. Doch die Pflege ist für Angehörige eine große Herausforderung: Es belastet sie emotional, führt zu psychischer und körperlicher Erschöpfung, einem hohen Stresslevel, was für ihre Gesundheit nicht zuträglich ist, einer Vernachlässigung ihrer eigenen Bedürfnisse und Kontakte und einer finanziellen Belastung.

An diesem Punkt setzt das neue Projekt living@home ein – ein Innovationsfondsprojekt, dessen Konsortialpartner die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT ist.

Angehörige im Fokus

Es geht darum, dass pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz eine:n speziell dafür ausgebildete Pflege-Expert:in an die Seite gestellt bekommen, der bzw. die sie im Rahmen von Hausbesuchen begleitet, psychosozial unterstützt und mittels Mobile Health App - einer digitalen Applikation – Daten rund um die Entlastung und Versorgung dokumentiert. Ziele sind die Verbesserung der häuslichen Versorgung und die Entlastung der Angehörigen. Die Daten-Erhebungen und -Auswertungen sollen darüber Ausschluss geben und den Erfolg messbar machen.

Enge App-gestützte Zusammenarbeit von Angehörigen und Pflege-Expert:innen

Die multimodale, dyadische (Einbeziehung von Angehörigen und Patient:innen mit Demenz), App-gestützte Intervention wurde bereits intensiv von Expert:innen der verschiedenen Konsortialpartner vorbereitet. Im ELISABETHENSTIFT werden die Angehörigenpflege-Expert:innen ab September 2025 vier Monate lang in der Demenzversorgung weitergebildet und auf ihre Aufgabe auf der Grundlage ihrer bereits vorhandenen Expertise und Ausbildung vorbereitet. Die Hauptphase des Projekts wird ab Januar 2026 beginnen und bis Dezember 2028 laufen.  

Im Rahmen des Projekts werden in Darmstadt ca. 50 Patient:innen einbezogen werden, die an einer leichten bis mittelschweren Demenz erkrankt sind und deren Diagnosen an der Gedächtnisambulanz am ELISABETHENSTIFT verifiziert wurden.

Das Angebot des Projekts ist App-gestützt. Das heißt, Angehörige nutzen die speziell dafür konzipierte App, um sich mit den qualifizierten Pflege-Expert:innen auszutauschen, um regelmäßig über ihre häusliche Situation zu berichten sowie über ihren Gesundheits- und Belastungszustand. Zeichnen sich Krisen oder wachsende Herausforderungen ab, melden sie es frühzeitig und erhalten professionelle und bedarfsgerechte Hilfestellungen sowie Informationen zu regionalen Pflege- und Unterstützungsangeboten.

Entlastung schaffen und häusliche Versorgung stabilisieren

Die Angehörigenpflege-Expert:innen vermitteln individuell passende lokale und regionale Unterstützungs- und Hilfsangebote, arbeiten mit Hausärzt:innen, Psychotherapeut:innen und weiteren Fachkräften zusammen. Sie nehmen beispielsweise zum Pflegedienst Kontakt auf oder organisieren eine Tagespflege.

Ein zentraler Kooperationspartner der Gedächtnisambulanz ist das DemenzForum (DemenzForumDarmstadt e.V.) als gegenwärtiger und zukünftiger Pfeiler für die Weiterentwicklung der psychosozialen Demenzversorgung. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit einer Demenz und ihre Familien bei Versorgungsfragen zu unterstützen und bietet etwa Beratungen, Seminare, Gesprächskreise und Begleitung an. Die Pflege-Expert:innen der Gedächtnisambulanz ELISABETHENSTIFT werden mit den Mitarbeiter:innen des DemenzForums in engem Austausch stehen.

Für Angehörigenpflege-Expert:innen ist es ganz entscheidend, dass sie neben ihrer Berufserfahrung im Bereich Gesundheits- oder Altenpflege oder einer ähnlichen medizinischen Qualifikation Einfühlungsvermögen, Kommunikationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Organisationstalent an den Tag legen.

Chance für die Zukunft: Neue Versorgungsstrukturen schaffen 

Das Besondere: Es geht darum, das Versorgungsnetzwerk, bestehend aus verschiedenen Kooperationen – v.a. mit dem Demenzforum Darmstadt – nachhaltig zu stärken und weiterzuentwickeln. Es ist eine Chance für die Region – gefördert durch den Innovationsfond.

Die Untersuchungsergebnisse sollen aufzeigen, ob das App-gestützte Angebot dafür geeignet ist, die Belastung für die Angehörigen zu verringern, die Pflege für Menschen mit Demenz zu verbessern, die häusliche Versorgungssituation länger aufrecht zu erhalten und eine Entlastung für das Gesundheitssystem und die Pflege mit etwaigen positiven Auswirkungen auf die Versorgungskosten zu schaffen.

Umfangreiches Partner-Projekt

Insgesamt untersuchen die Projektbeteiligten rund 540 Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen. Weitere Konsortialpartner sind neben der AGAPLESION ELISABETHENSTIFT gGmbH die AOK – Gesundheitskasse für Niedersachen, die gemeinnützige Gesellschaft für Psychiatrie Reutlingen mbH, die Georg-August-Universität Göttingen, die IKK gesund plus, das Karlsruher Institut für Technologie, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, die Universität zu Köln, die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die Universitätsmedizin Greifswald und die Universitätsmedizin Rostock.

Zur AGAPLESION ELISABETHENSTIFT Stellenausschreibung:

Angehörigenpflege Experte (m/w/d)

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Pressemitteilung