Grippeschutz: Für wen die jährliche Impfung besonders wichtig ist

17. Dezember 2025

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt auch in diesem Jahr wieder die jährliche Impfung gegen die saisonale Grippe.

Denn Influenza ist keine harmlose Erkältung – besonders für ältere Menschen und bestimmte Risikogruppen kann sie schwere Verläufe haben.

Ab 60 Jahren: Grippeimpfung fest empfohlen
Menschen ab 60 Jahren sollten sich jedes Jahr impfen lassen. Für sie stehen besonders wirksame Impfstoffe zur Verfügung, die das Immunsystem gezielt stärker anregen.

Grippeimpfung schon für Babys mit Risiko
Bereits ab dem Alter von 6 Monaten wird die Impfung empfohlen, wenn ein erhöhtes Gesundheitsrisiko besteht. Dazu zählen Menschen mit:

  • chronischen Atemwegserkrankungen (z. B. Asthma, COPD)
  • Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen
  • Diabetes oder anderen Stoffwechselkrankheiten
  • neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose
  • geschwächtem Immunsystem (z. B. durch Medikamente oder HIV)

Auch Personen, die mit besonders gefährdeten Menschen zusammenleben oder sie pflegen, sollten sich impfen lassen – zum Schutz der anderen.

Schwangere und Pflegeheimbewohner besonders schützen

  • Schwangere sollten sich ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel impfen lassen, bei Vorerkrankungen auch früher.
  • Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen profitieren besonders von der Impfung.

Neu: Grippeimpfung bei engem Tierkontakt
Neu ist die Empfehlung für Menschen, die regelmäßig engen Kontakt zu Tieren haben – etwa zu:

  • Geflügel oder Wildvögeln
  • Schweinen
  • Robben

Grund ist die weltweit zunehmende Verbreitung bestimmter Influenza-Viren, die vom Tier auf den Menschen übergehen können.

Wer betrifft das konkret?
Die STIKO empfiehlt die Impfung jetzt ausdrücklich auch für:

  • Personen mit engem Tierkontakt im privaten Umfeld
  • Beschäftigte (auch Auszubildende, Studierende oder Ehrenamtliche) z. B. in:
     
    • landwirtschaftlichen Betrieben
    • Zoos, Tierparks, Tierheimen
    • Tierarztpraxen
    • Schlachthöfen
    • Auffangstationen für Wildtiere

Fazit
Die Grippeimpfung schützt nicht nur einen selbst, sondern auch andere. Wer älter ist, chronisch krank, schwanger oder regelmäßig mit Tieren oder gefährdeten Menschen zu tun hat, sollte den jährlichen Impftermin fest einplanen – am besten im Herbst oder auch jetzt noch schnellstmöglich im Dezember.

Bei Fragen berät die Hausärztin oder der Hausarzt sowie Fachärztinnen und Fachärzte.

Dr. med. Sabine Peters, Fachärztin für Pneumologie und Innere Medizin am MVZ AGAPLESION ELISABETHENSTIFT

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Atemwegsentzündungen – Gefahr für Herz und Gefäße

Im Rahmen der Corona-Pandemie wurde offenkundig, dass Infektionskrankheiten, die in erster Linie die Atemwege betreffen, auch eine große Bedrohung für das Herz-Kreislauf-System darstellen. Dem liegen folgende Ursachen zugrunde: Die durch Viren oder Bakterien ausgelösten Atemwegserkrankungen können über eine allgemeine Aktivierung von Entzündungs- und Abwehrvorgängen im Körper zu einer Schädigung von Blutgefäßen führen und darüber hinaus auch den Herzmuskel direkt befallen und zu einer Muskelentzündung - in der Fachsprache Myokarditis genannt - führen. Aggressive Viren und Bakterien sind dabei in der Lage, auch bislang gesunde Blutgefäße direkt zu schädigen. Ferner wird im Zusammenhang mit der Atemwegserkrankung auch das Blutgerinnungssystem aktiviert. Dies hat zur Folge, dass sich in den Herzkranzgefäßen Gerinnsel (sog. Thromben) bilden und zu Gefäßverschlüssen mit der Folge eines Infarktes führen. Das Risiko der Gefäßschädigung ist naturgemäß besonders hoch, wenn bereits eine Herzkranzgefäßkrankheit vorliegt. Die bereits bestehenden Ablagerungen (sog. Plaques) werden durch die entzündliche Aktivierung im Körper beeinträchtigt und können sich durch die Auflagerungen von Blutbestandteilen - insbesondere von Blutplättchen-  verschließen.

Das Schädigungspotenzial kommt neben den Coronaviren (Covid) insbesondere den Erregern der Virusgrippe (Influenza), den seit einigen Jahren zunehmend auftretenden RS-Viren und den Erregern der bakteriellen Lungenentzündung (Pneumokokken) zu. Entsprechende Schädigungspotentiale sind aber auch bei der Gürtelrose (Zoster) bekannt.

Das Risiko eines Herzinfarktes ist bei Personen mit Gefäßvorschäden (Kranzgefäßkrankheit) vor allem innerhalb der ersten 30 Tage nach einer Infektion mit den Viren und Bakterien deutlich erhöht. Für die Grippe (Influenza) konnte beispielsweise ein verdoppeltes Risiko für einen Herzinfarkt in der ersten Woche nach einer Infektion belegt werden. Bei schweren Verläufen einer Virusgrippe und bei besonders gefährdeten Patienten (Alter, ausgeprägte Kranzgefäßerkrankung, Begleitkrankheiten, eingeschränkte Mobilität) war das Risiko sogar auf das 4-fache erhöht.

Das erhöhte Risiko für Herz-Kreislaufkomplikationen scheint aber noch über Monate nach der Infektion bestehen zu bleiben. Ähnliche Daten konnten auch für Lungenentzündung und durch RS-Viren und Pneumokokken belegt werden.

Das Risiko eines Befalls des Herzmuskels (Myokarditis) im Rahmen einer schweren Viruserkrankung ist aber auch für bislang Herzgesunde - darunter auch viele junge Menschen - von Bedeutung. Da die Erkrankung sehr schwer zu diagnostizieren ist, sollten anhaltende Schwäche und Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen und allgemeines Unwohlsein Veranlassung sein, eine gründliche Herzuntersuchung durchführen zu lassen. Sportliche Aktivitäten sollten nach Viruserkrankungen der Atemwege für wenigstens 4 Wochen vermieden und dann erst wieder langsam aufgenommen werden.

Eine wirksame Vorsorge vor Viruserkrankungen der Atemwege und den damit verbundenen Risiken für das Herz-Kreislauf-System stellen die gut verträglichen Impfungen dar. Dies betrifft vor allem die Grippeimpfung (Influenza), die nach Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) bei allen Erwachsenen, die älter als 60 Jahre sind und bei Personen mit chronischen Krankheiten jährlich erfolgen sollte. Personen ab 60 Jahre sowie Patienten mit chronischen Erkrankungen – insbesondere Herzkrankheiten – sollten sich auch gegen die bakterielle Lungenentzündung (Pneumokokken) impfen lassen. Eine Einzeldosis schützt hier über Jahre. COVID-Impfungen werden bei Personen ab 60 Jahren empfohlen, vor allem wenn sie an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. 

Weitere empfohlene Impfungen mit nachgewiesenem positivem Effekt auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit betreffen die Gürtelrose (Zoster) sowie die Lungenentzündung, hervorgerufen durch RS-Viren. Der Krankheitsverlauf bei RS-Virusinfektionen ist oft schwerwiegender als bei einer Grippe (Influenza) oder bei COVID. Laut Empfehlung der STIKO sollten sich alle Personen ab 75 Jahren gegen RS-Viren impfen lassen. Wenn Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Vorschädigungen der Atemwege oder eine Immunschwäche vorliegen, gilt die Impfempfehlung auch bereits für jüngere Menschen.

Die durch die Impfungen erreichte Immunität schützt wirksam gegen schwere Verläufe von Infektionskrankheiten, wie sie vor allem in der kalten Jahreszeit auftreten. Der erreichte Nutzen überwiegt bei weitem das Risiko möglicher Nebenwirkungen. Insbesondere Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden hierdurch vor möglichen Komplikationen geschützt. Diese Chance sollte man nicht leichtfertig vertun.

Prof. Dr. med. Wolfgang Schneider

Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie & Psychotherapie 
im MVZ AGAPLESION ELISABETHENSTIFT