„Wenn man diesen Beruf wählt, muss man sich bewusst sein, dass man sehr nah an die Menschen rankommt, näher als bei allen anderen Berufen. Wir haben es mit Menschen mit den unterschiedlichsten Biographien zu tun, die sich alle in einer Ausnahmesituation befinden“, erklärt sie. Dass sie damit keine Probleme hat, sondern daran wachsen kann, merkte sie schon während ihres Freiwilligen Sozialen Jahrs, das sie nach ihrem Abitur im E-Stift absolvierte.
„Die Auszubildenden werden aber an ihre Aufgaben sehr behutsam herangeführt“, erklärt Kliniklehrerin Martina Schmidt. Gleich zu Ausbildungsbeginn geht es erst einmal für acht Wochen in die Schule, um grundlegende Dinge zu lernen. „Da wird man richtig heiß gemacht und freut sich, wenn man endlich ins Krankenhaus kann“, erzählt Deborah Mende schmunzelnd. Derzeit ist sie auf einer geriatrischen Station im Elisabethenstift eingesetzt. Zu ihren Aufgaben zählen die Körperpflege der Patienten und ihre Begleitung durch den Klinikalltag. „Die Schüler sind meistens viel näher an den Patienten dran als die examinierten Kräfte, die viel Zeit mit Dokumentation und administrativen Aufgaben verbringen “, weiß auch Kliniklehrerin Martina Schmidt. Denn beim Waschen oder beim Anreichen des Essens ist auch immer Zeit für ein Gespräch. Und diese Zeit ist wichtig, denn ein aufmerksamer Blick auf den Patienten ist das, was Gesundheits- und Krankenpfleger haben müssen. Ist der Patient ruhiger als am Morgen, blasser oder ist alles in Ordnung? Denn eine gute Krankenbeobachtung kann im besten Fall das Leben des Patienten retten.
Und eins hat Deborah Mende auch schon gelernt: „Der Beruf hat nichts mit dem zu tun, was man sich gewöhnlich darunter vorstellt. Es ist weder so, dass Krankenschwestern nur gestresst rumlaufen, noch dass sie nur Kaffeetrinken oder den Ärzten assistieren. Man arbeitet total selbstständig und eigenverantwortlich. Man beobachtet immer seine Patienten und muss reagieren, wenn es ihnen nicht gut geht.“ Lernen Verantwortung für andere zu übernehmen - das ist das, was einen großen Teil der Ausbildung ausmacht. „Für mich als Kliniklehrerin ist es immer sehr schön zu sehen, wie die Auszubildenden während ihrer Zeit hier reifen. Sie kommen als Jugendliche und werden hier erwachsen“, sagt Martina Schmidt.
„Ich habe gemerkt, dass ich mich während meines FSJs und auch jetzt während der Ausbildung verändert habe. Ich bin mutiger und offener geworden und ich habe gelernt, professionell zu reagieren, wenn mal etwas nicht so läuft.“ Denn nicht immer sind alle Patienten nett und nicht alle Aufgaben machen Spaß oder sind angenehm. Auch an den Schichtdienst musste sie sich erst gewöhnen. „Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass meine Freunde sich nur noch ohne mich treffen. Mittlerweile habe ich gelernt etwas langfristiger zu planen und organisierter zu sein, dann klappt das auch mit den Verabredungen.“ Aber natürlich gehört es zu diesem Beruf, dass man häufig auch arbeitet, wenn andere frei haben.
„Ich könnte das nicht“ oder „ich kann keine Windel wechseln“ hört sie immer wieder, wenn sie von ihrem Beruf erzählt. „Aber es ist genau das, was ich will und es ist so viel mehr als Inkontinenzhosen – wie es im Fachjargon heißt- wechseln, und auch daran gewöhnt man sich sehr schnell. Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn ich aus einem Krankenzimmer rausgehe und weiß, dass es dem Patienten jetzt besser geht, nur weil ich da war.“
Ursprünglich wollte Deborah Mende Medizin studieren. Ihr Abitur war zwar sehr gut, aber nicht gut genug, um sofort mit dem Medizinstudium beginnen zu können, deshalb entschied sie sich erst einmal diese Ausbildung zu machen. Mittlerweile haben sich eine neue Alternative für sie ergeben: Das AGAPLESION ELISABETHENSTIFT hat eine Kooperation mit der Hochschule in Mannheim und kann so ein ausbildungsbegleitendes Studium der Pflege- und Gesundheitswissenschaften anbieten. Aber jetzt heißt es erst einmal lernen, wie man sterile Verbände macht, Spritzen setzt, Blutzucker misst und vieles, vieles mehr.